Extrem dynamisch ins neue Jahr

2013 gab es viel zu tun, daran besteht kein Zweifel – die dienstfreien Feiertage kamen deshalb gerade recht. Und nicht nur ich scheine mir vorgenommen zu haben, dynamisch ins neue Jahr 2014 zu starten: auch zahlreiche andere Akteure aus dem spannenden Forschungsfeld Internet und Gesellschaft – insbesondere aus dem Teilbereich Sicherheit – halten einen Kickstart ins neue Jahr für eine gute Idee. Allen voran der neue Bundesjustizminister Maas, der die Vorratsdatenspeicherung bis zu einem wichtigen EU-Urteil nicht wiederbeleben will. Dies dürfte eine neue Runde in der Diskussion “VDS: ja oder nein?” bedeuten und sicherlich auch eine neue Diskussionsrunde auf der Metaebene (Balance von Freiheit und Sicherheit) ermöglichen, wobei auch immer wieder darauf hingewiesen wird, daß es eigentlich nur noch um das “Wann und wie” und nicht mehr um das “Ob” geht. Aufgeschoben ist bekanntermaßen nicht aufgehoben und der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD sieht die VDS ja auch vor.

Da wäre aber auch die Berliner Polizei, die nun einen wichtigen Schritt in Richtung digitale Gegenwart vollzogen hat und ab sofort Facebook und Twitter nutzt. Die Berliner Politik hingegen ist da weit weniger entschlußfreudig und gibt der linksextremen Szene der Hauptstadt bereits seit Monaten eine willkommene Gelegenheit zur strukturellen Festigung, da das “Flüchtlingscamp” auf dem Kreuzberger Oranienplatz immer noch existiert und somit wohl auch in der nahen Zukunft ein wichtiger Anker für entsprechende Bestrebungen wie “Solidaritätsaktionen” extremistischer Gruppierungen sein dürfte. Das Camp sorgt ja inzwischen für einigen Wirbel in der Berliner Stadtpresse, auch bei den aktiven Leserinnen und Lesern in den jeweiligen Kommentarbereichen und in anderen digitalen Räumen.

Offenbar komplett anders ist die derzeitige Strategie der Hamburger Polizei, die mit ihrem “Gefahrengebiet” im digitalen Bereich auch für lebhafte Diskussionen sorgt. Geht so eine Maßnahme nun zu weit oder ist sie unerläßlich zum Schutz von Polizeibeamtinnen und -beamten nach teilweise extremen Gewaltexzessen? Darüber kann man gewiß vorzüglich streiten, auch vor Gericht. Das ist demokratische Normalität und es ist natürlich gut, wenn die Polizei direkt mitdiskutiert und nicht außen vor bleibt.

Nur gibt es natürlich auch hier (linksextreme) Gruppierungen, denen es nicht um einen gehaltvollen Diskurs, sondern um Macht und Gewalt geht. Sowohl ein dauerhaftes “Protestcamp” als auch die Errichtung eines Gefahrengebietes bieten schließlich die Möglichkeit zur Stärkung von Gemeinschaftsgefühl, Zusammenhalt, Verbundenheit in den jeweiligen extremistischen Kreisen. Das ist zwar aufgrund der geringen Schnittmengen zwischen extrem links und Mitte in diesem Falle nichts grundsätzlich Neues, denn gegen die Bedeutungslosigkeit kämpft die linksextreme Szene schon seit längerer Zeit, jedoch sind Ereignisse, die “zusammenschweißen”, derzeit eher hilfreich als vernachlässigenswert oder gar unnötig:

“Nach Einschätzung von Experten befindet sich die Linksaußen-Fraktion noch immer in einer generellen Orientierungsphase. Abgestoßen von den ritualisierten Krawallen erlebnisorientierter Jugendlicher an den Mai-Feiertagen, zurückgedrängt von der um sich greifenden Gentrifizierung in den Großstädten sucht die Mehrheit der Radikalen ebenso so sehr nach einer Strategie wie nach einer Botschaft. Gewaltakte entstehen eher spontan, als dass sie von langer Hand geplant werden.

Doch ob das so bleiben wird, ist nicht sicher.”

(Quelle: SpOn)

Das Jahr fing also zweifellos dynamisch an und wird es – auch aufgrund dieser ganz unterschiedlichen Ereignisse und ihrer (digitalen) Diskurse – wohl auch bis auf Weiteres bleiben. Für eine digitale Medienanalyse, die Beobachtung von Diskursen und die grundsätzliche Analyse von Internet und Gesellschaft eine zweifellos interessante Perspektive. (Deren Analyse laut der Statistiken dieser Website für 2013 stärker denn je gefragt ist – vielen Dank nochmals für dieses große Interesse an meiner Arbeit!)

P.S.: Wer mehr über linken Terror erfahren möchte, der möge sich die Veranstaltung unseres Netzwerks Terrorismusforschung e.V. im kommenden Februar in Stuttgart anschauen. Aus der Vergangenheit lernt man ja in aller Regel einiges für die Zukunft, deshalb wird es hier sicherlich spannende Einblicke in eine meines Erachtens grundsätzlich medial viel zu wenig diskutierte extremistische und terroristische Gedanken- und Handlungswelt geben. Man muß im Bereich der (digitalen) Sicherheitsforschung bzw. -diskussion nicht immer – mal früher, mal später – bei Pierre Vogel und Co. landen. Es gibt – leider – auch noch andere beachtenswerte Extreme, wie wir derzeit feststellen müssen.

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Es wird Zeit für schöne Feiertage!

Man kann es nicht anders sagen: es war ein spannendes Jahr, und zwar im (weit überwiegend) positiven Sinne! In der Digitalen Klasse gab es viel Bewegung, geschätzte Kollegen haben uns verlassen und vielversprechende neue Kollegen sind hinzugekommen. Projektarbeit und Vernetzung haben stark zugenommen und Reisen zu so renommierten Institutionen wie MIT und University of Cambridge sowie nach Israel an die Universität Haifa waren zweifellos Highlights dieses (Sicherheitsforschungs)Jahres. Das Thema “Internet und Gesellschaft” und insbesondere der Schwerpunkt Freiheit und Sicherheit haben in diesem Jahr enormen Schub erhalten – und das ist in der Tat gut so! Inhaltlich war 2013 deshalb ein weiterer gewaltiger Schritt nach vorn. Wenn Sie auf dieser Website nach den Highlights 2013 suchen, werden Ihnen sicherlich einige spannende Infos und Links geboten.

Doch so schön positiver Stress auch sein mag, ab und zu wird es Zeit für eine Verschnaufpause. Und diese folgt nun über Weihnachten und Silvester. Das heißt: der Arbeitsbereich Internetsoziologie ist wieder aktiv ab dem 6. Januar 2014 und bittet um Verständnis, wenn bis dahin Mails, Tweets oder Telefonate nur eingeschränkt oder auch gar nicht beantwortet werden. Dringende Angelegenheiten in Sachen NTF e.V. sollen bitte per Mail an info @ netzwerk-terrorismusforschung.org gehen. Aber auch hier ist mit etwas Verzögerung zu rechnen, da bitte ich um entsprechendes Verständnis.

Ich wünsche Ihnen – auch im Namen meiner Kollegen von UdK und NTF – angenehme Feiertage, ein schönes Weihnachtsfest 2013 und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2014! Und eines ist sicher: es bleibt spannend!

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Videotechnik im Polizeieinsatz: je mehr Antworten, desto mehr neue Fragen

Videotechnik kann – konventionell wie “intelligent” – natürlich auch zur Kontrolle oder Absicherung der Polizei eingesetzt werden. Anhand des folgenden Videos kann man sehr gut sehen, daß die dadurch beantworteten Fragen (jeder kann sich nun selbst ein Bild z.B. von einer Verfolgungsfahrt machen, was besser erscheint als eine bloße Zeugenaussage eines beteiligten Polizeibeamten) jedoch auch zahlreiche neue Fragen aufwerfen, z.B. nach der Sinnhaftigkeit der Textanzeigen im Bild und ihrer Bedeutung für den Gesamtzusammenhang, der Kameraperspektive (innen wie außen), einem möglichen Schnitt/Start/Ende des Videos, der Videoqualität in technischer (optischer wie akustischer) Hinsicht usw. Kameras lösen somit nicht (nur) Probleme, sondern es kommen auch immer neue hinzu. Dies führt von der Lösung eines Eingangsproblems direkt zu der Notwendigkeit der Lösung weiterer (neuer) Probleme – und dies setzt sich natürlich fort, denn anzweifeln, verbessern, updaten, ändern oder weglassen kann man immer vieles. Ist der neue Zustand nun “besser” als der Zustand zuvor? Das ist schwierig zu sagen und hängt von vielen Faktoren ab. Auf jeden Fall führt es sehr schnell zu einer Erkenntnis: Videoüberwachung ist von vielen Faktoren abhängig, in bestimmten Szenarien und Konfigurationen sinnvoll bzw. sinnlos und sollte deshalb immer ganzheitlich entwickelt, eingesetzt und geupdated werden. Oder – never change a winning team! – erst gar nicht ins Spiel gebracht werden. Denn manchmal ist weniger eben mehr.

Literaturempfehlung hierzu: Dietmar Kammerer: Bilder der Überwachung. Frankfurt am Main 2008. Bspw. S. 175ff.

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Conference Information: Digital Activism #Now – Information Politics, Digital Culture and Global Protest Movements

This may also be interesting for some Terrorism and Extremism Research Fellows focusing on the radical left, happening on April 4 & 5, 2014:

“Digital Activism #Now – Information Politics, Digital Culture and Global Protest Movements

The so-called “web 2.0” of social network sites was invented as a business strategy to react to the dot.com bust and, as revealed by the NSA scandal, it has been heavily used by the State as a platform of global surveillance. Yet, this space has also seen the rise of new powerful forms of digital activism, as seen in the adoption of Facebook and Twitter as means of mass mobilisation in the context of the Arab revolutions, the Spanish indignados and of Occupy Wall Street. These contradictions raise a number of burning questions for contemporary digital activists.”

(Source/Read more)

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“Für die Bundeswehr zu forschen ist nicht kritikwürdig, sondern lobenswert”

Sagt der Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere. Und er liegt damit in pragmatischer Hinsicht völlig richtig, denn …

“Empirisch gilt leider: Wer sich nicht wehren kann, wird geschluckt.”

(Zitat: Michael Wolffsohn, ehemaliger Bundeswehr-Uni-Lehrstuhlinhaber und – vielleicht gerade deshalb – freier Geist)

Freiheit gibt es nicht umsonst. Bundeswehr- bzw. Sicherheitsforschung pauschal abzulehnen zeugt meines Erachtens von ideologischer Kurzsichtigkeit und undemokratischer Haltung. Forschung sollte – zu Recht – ohne Gesinnungsvorbehalt erfolgen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können selbst entscheiden, für wen sie wann und wo forschen, solange es freiheitlich-demokratisch geschieht. Und sie können dabei auch kritisch im Sinne guter Wissenschaft bleiben. An den Unis geht es nun mal in erster Linie um Wissenschaft, um Forschung und Lehre und nicht um Politik. Freiheit muß verteidigt werden – auch gegen politische Wirrköpfe von religiöser Seite, von links und von rechts.

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Scientific blogs: “a distinctive space between academic research and journalism”

“Mark Carrigan finds that academic blogging holds out the possibility of extending the role of the academic, rather than threatening its diminution. It allows for discoverability, less specialised communication, and a degree of space and freedom to extend beyond the realms of research.”

(source: blogs.lse.ac.uk)

I am one of the people who made the same experience. So: I agree and I also think that there are more chances than risks. It´s simply part of the daily academic work in these days. And thats good.

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“Pistole aus dem Drucker”: nicht nur aus Plastik, sondern auch aus Metall …

… und sicherlich noch aus zig anderen Materialen und Verfahren, die derzeit aber nicht so im Blickpunkt der Medienöffentlichkeit stehen wie der 3D-Drucker. Zudem ist der hier präsentierte “Metall-Drucker” sehr teuer, das Verfahren nicht neu (Stichwort: Sinter) … aber immerhin: die Marschrichtung dieses Phänomens scheint recht eindeutig zu sein, wie man anhand des Videos gut erkennen kann. Und das wirft immer neue Sicherheitsfragen auf, die einer Beantwortung bedürfen. Denn man sollte sich lieber rechtzeitig mit dem Gedanken beschäftigen, daß individueller Waffenbau aufgrund des technischen Fortschritts bereits in naher Zukunft kein absolutes Nischenphänomen mehr sein wird.

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