Gefahrengebiete: analog wie digital eine schwierige Angelegenheit

Der geschätzte Kollege Nils Zurawski stellt im u.a. Video seine Sicht in puncto Hamburger Gefahrengebiet dar – und bringt dabei auch interessante (eventuell nichtintendierte ;-) Aspekte für die Analyse des Digitalen ins Spiel. Wenn er sagt, daß bspw. Messer, Schusswaffen oder Pfefferspray in bestimmten Gebieten (in Hamburg) verboten waren bzw. sind, ein paar Meter außerhalb des Gebietes aber nicht, so ändert das nichts an der Gefährlichkeit der Gegenstände an sich und letztlich wohl auch kaum etwas am (mißbräuchlichen) Einsatz dieser Gegenstände. Entscheidend ist nicht das Gebiet, sondern was darin passiert. Das Gebiet gäbe es somit nicht ohne die Taten, nicht umgekehrt. Die allgemeine Wahrnehmung kann aber leicht von den Gründen (den Taten innerhalb des Gebietes) ablenken und sich auf das Gebiet selbst konzentrieren. Demzufolge kann der öffentliche Eindruck entstehen: “Da ist alles (immer) schlimm!” – was so pauschal natürlich falsch ist. Das Gefahrengebiet ist damit vielleicht eine viel zu grobe Skizzierung und lenkt aufgrund seiner Darstellung von der Gefahr zu stark auf das Gebiet. (Etwas, was wir auch aus “Killerspiel”- und “Tatort Internet”-Diskussionen in den Medien nur allzu gut kennen.) Das hat dann negative Folgen für den betroffenen Raum und die Menschen, die sich in ihm aufhalten, und zwar ganz ohne irgendeine Tat. (Was ebenfalls fürs Digitale gilt.) Die Berliner Polizei lehnt eine Nennung von “Gefahrengebieten” übrigens ab.

Ganz nebenbei wirft Nils Zurawski auch die berechtigte Frage auf, wie die Polizei eigentlich darauf kommt, daß durch im Gefahrengebiet aufgefundene Waffen Straftaten verhindert worden seien. Von einer mitgeführten Waffe automatisch auf eine nahende Straftat zu schließen, ist in der Tat nichts anderes als Kaffeesatzleserei – ganz besonders dann, wenn der entscheidende Aspekt der Ort des Auffindens ist (hier: innerhalb des Gefahrengebiets). Es dürfte keine einzige Statistik geben, die hier stichhaltige Zusammenhänge liefern kann, weshalb Nils Zurawski letztlich sehr deutlich mit solchen Maßnahmen ins Gericht geht: “Das Gebiet begründet sich mit sich selbst. Besser gehts nicht.”

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Gegen den islamischen Faschismus: Hamed Abdel-Samad spricht auf der Leipziger Buchmesse

Der MDR bietet auf seiner Website zur Leipziger Buchmesse ein sehr sehenswertes Video mit dem Politologen Hamed Abdel-Samad, welcher über islamischen Faschismus (“die politisch-juristische Seite der Religion”) spricht und erklärt, warum man dagegen vorgehen muß. Sein Kampf gegen die Extremisten ist nicht nur aus der Perspektive des Terrorismusforschers bemerkenswert, sondern er verdient auch deshalb Respekt, weil man ihn immer wieder konkret bedroht hat und damit nicht nur seine Person, sondern zweifellos auch zahlreiche demokratische Errungenschaften direkt angreift. Solche Angriffe dürfen von Seiten anderer DemokratInnen nicht unwidersprochen bleiben, denn unsere Demokratie bezeichnet sich schließlich nicht umsonst als wehrhaft. Das Buch zum Thema islamischer Faschismus, welches Abdel-Samad auf der Buchmesse vorgestellt hat, findet man auf der Startseite dieser Website in der Amazon-Bücherübersicht.

hamed abdel samad auf der leipziger buchmesse - mdr screenshot

Zum Video mit Hamed Abdel-Samad in der Mediathek des MDR.

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Anonymität abschaffen = keine digitale Hetze mehr?

Glauben Sie daran, daß die Abschaffung von Anonymität (oder auch Pseudonymität) die Tonlage im Internet verbessern würde oder Hetze bzw. der berühmte Shitstorm verringert werden könnte? Dann haben Sie anscheinend noch nie dem einen oder der anderen PiratenpolitikerIn beim Twittern zugeschaut. Da hilft mit Sicherheit kein Realname, denn der wird gar nicht erst verschwiegen. Da hilft nicht mal die “Würde eines Amtes”, denn nicht wenige sind Abgeordnete/Kandidaten oder haben zumindest Funktionen innerhalb ihrer Partei inne. Da hilft anscheinend gar nichts mehr. Entsprechende Beispiele gefällig? Kein Problem, einfach hier klicken.

Die These “Anonymität weg = besserer Umgang miteinander” läßt sich also in Windeseile widerlegen. Was im nichtdigitalen Leben aufgrund der allgemeinen Lebenserfahrung durchaus plausibel erscheint (unmittelbares Pöbeln ist aufgrund des leibhaftigen Gegenübers schwieriger als mittelbares Pöbeln), läßt sich nicht so ohne weiteres ins digitale Leben übertragen. Es greifen Eigengesetzlichkeiten, die man berücksichtigen muß. Daß ausgerechnet die Piraten hieran so oft gescheitert sind, zeigt meines Erachtens sehr deutlich, daß sie für die Bewältigung der digitalen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft – und nicht nur einige Nerds – steht, schlicht nicht die Richtigen sind. Für Empiriker dürfte der beste Beweis für das gesamtgesellschaftlich keineswegs überzeugende Verhalten der Piraten letztlich das Ergebnis der Bundestagswahl gewesen sein.

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“Löschen statt Sperren”: Es geht auch ohne Gesetz

Das sieht ganz nach einem Erfolg aus:

“Dem BKA gelang es mit Löschaufforderungen an Provider auch 2012, fast alle aufgefundenen Kinderporno-Inhalte aus dem Netz entfernen zu lassen. (…) Mit dem Bericht soll bestätigt werden, dass die Entscheidung, das umstrittene Websperren-Gesetz [Anm.: “Löschen statt Sperren”] aufzuheben, richtig war.”

(Quelle: heise.de)

Man braucht natürlich stets den richtigen Weg zur Lösung. Das muß aber nicht immer gleich ein Gesetz sein.

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Impressionen vom NTF-Workshop im Haus der Geschichte in Stuttgart

Wirklich nur ein sehr kleiner Einblick, aber grundsätzlich ist ohnehin der Besuch des Workshops einer Bilderschau auf meiner Website vorzuziehen! :-) Detailinfos zu den Vorträgen gibt es unter www.netzwerk-terrorismusforschung.org Die Ausstellung im Haus der Geschichte in Stuttgart läuft noch ein paar Tage, deshalb: hingehen! Terrorismus ist immer ein hochrelevantes Thema, ganz egal ob von links, rechts oder religiöser Seite.

NTF-Workshop

Isabelle Holz, Uni Tübingen

NTF-Workshop

Karin Bauer, McGill University

NTF-Workshop

RAF: Terror im Südwesten
Haus der Geschichte
Stuttgart

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