Report: Heartbleed und die Folgen

Ein Thema, das man nicht zu schnell abhaken sollte – es hat spürbare Folgen:

“The Heartbleed security flaw on one of the most widely used “secure socket” encryption programs on the internet had an impact on a notable share of internet users, according to a new survey by the Pew Research Center: 39% of internet users say that after they learned of the online security problems they took steps to protect their online accounts by doing such things as changing passwords or canceling accounts. 29% of internet users believe their personal information was put at risk because of the Heartbleed bug. 6% of internet users say they believe their personal information was stolen. Overall, internet users generally have mixed and middling views about the security of their personal information online: About half (46%) say they think their information is “somewhat secure.” Some 23% believe their information is “very secure,” and 26% say it is “not too secure” or “not at all secure.””

(Quelle: Pew)

Den ganzen Report gibt es hier.

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Pirat Lauer vs. BDK-Bundesvorstand: ein weiteres Mal Zeitverschwendung statt zielführender Arbeit

Am Wochenende gab es mal wieder etwas sehr “Piratiges” zu bestaunen, frisch geliefert von der Piratenfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus unter der URL https://www.piratenfraktion-berlin.de/2014/04/25/vorsitzender-des-bundes-deutscher-kriminalbeamter-muss-sofort-zuruecktreten-christopher-lauer. Und die URL verrät bereits die Kernaussage:

“Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter muss sofort zurücktreten – Christopher Lauer”

Das interessierte mich natürlich, denn der BDK ist (sehr geschätzter) Partner des Netzwerks Terrorismusforschung e.V., dessen Vorstandsvorsitzender ich bin. Also las ich weiter:

“André Schulz, seineszeichens Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, verbreitet unter dem Twitteraccount @BDK_Buvo, die Vorratsdatenspeicherung werde für “Hirnamputierte” benötigt. Weiterhin droht der der (sic!) Diplom-Betriebswirt (FH) Twitter-Nutzern offen mit Strafanzeigen und bezichtigt Kritiker, “einen kleinen Schwanz” zu haben.”

So etwas klingt in meinen Ohren gleichermaßen seltsam wie unglaubwürdig, doch eine Aufklärung dieses Sachverhaltes ist ja sehr einfach, denn dank Twitter kann die erste Behauptung “die Vorratsdatenspeicherung werde für “Hirnamputierte” benötigt” als, nun ja: sehr individuelle Interpretation von Christopher Lauer entschlüsselt werden. Neben dem Smiley im Tweet von André Schulz, der seit Erfindung dieses Symbols im digitalen Raum stets auf nicht ganz ernstzunehmenden Inhalt hinweist, ist der Tweet im Gesprächsverlauf eindeutig als Reaktion auf Sätze wie diese zu verstehen:

“ja, mit Kindesmissbrauch kennt sich @BDK_BuVo offensichtlich gut aus. Fast schon zu gut. Verdächtig.”

“als ob @BDK_BuVo auch nur den Hauch einer Ahnung hätte. Der is doch froh, wenn er den PC hochfahren kann. :3”

Wer das zurückbekommt, was er zuvor selbst ausgeteilt hat und sich dann noch beschwert, ist eher ein schlechter Verlierer als ein Beleidigungsopfer, schließlich kam das Ganze ja nicht unvermittelt aus dem Nichts, sondern begann mit äußerst verwerflichen Unterstellungen in Richtung Kindesmißbrauch. Natürlich kann man trefflich über die Wortwahl aller Beteiligten streiten. (Ich habe mich beispielsweise dafür entschieden, auf Beleidigungen nicht mit Retourkutschen, sondern idealerweise gar nicht zu antworten.) Aber sich – wie Lauer – hier als “Opferanwalt” darzustellen, ist schon ziemlich albern. Und auch von der Drohung mit Strafanzeigen sowie der ebenso schräg anmutenden Angelegenheit mit dem “kleinen Schwanz” bleibt nicht viel übrig, sie verlief nämlich identisch. Es begann ebenfalls mit einer Beleidigung gegen André Schulz:

“Blinde, die von Farben schwärmen? Was soll das? Der @BDK_BuVo hat doch selber keine höhere Ausbildung …”

Auf diese Attacke gibt es eine qualitativ vergleichbare Antwort:

“Irgendwas stimmt doch mit ihnen nicht. Ich tippe mal, sie sind unter 1,70 m und/oder haben einen kleinen Schwanz=Komplexe!”

Auch hier gilt natürlich: über die Wortwahl sowie den grundsätzlichen Sinn und Zweck eines solchen Disputs läßt sich lang und ausführlich streiten, gar keine Frage. Allerdings hat sich der Angesprochene (Twitter-User “regierungs4tel”) auch alle Mühe gegeben, Schulz mehrfach so effizient wie möglich anzugehen, und zwar lange vor der Sache mit dem “kleinen Schwanz”, beispielsweise durch diese Beleidigung: “Der Dicke Polizist bei #Beckmann hat für Manöverkritik übrigens auch einen twitter-account: @BDK_BuVo”. Eine Sache sollte so oder so festgehalten werden: Schulz reagiert, und zwar auf Tweets, die teilweise persönliche Angriffe und damit unzweideutige Grenzüberschreitungen sind. Da kann man schweigen und so etwas erdulden – oder eben gleichwertig reagieren. Wie gesagt: Wer so austeilt, darf bei entsprechenden Gegenreaktionen von Seiten des Beleidigten auch nicht jammern. Lauer hingegen schlußfolgert:

“Schulz muss sofort zurücktreten. Er beschädigt durch sein Handeln das Ansehen der Polizei schwer. Er bestätigt all jene, die fürchten, Sicherheitsesoterik wie die Vorratsdatenspeicherung könnte missbraucht werden.”

Damit bestätigt Lauer wiederum den Eindruck, den auch große Teile der wählenden Bevölkerung 2013 von den Piraten hatten und der dieser Partei deshalb mickrige zwei Prozent bei der Bundestagswahl eingebracht hat: einige Piraten bevorzugen offensichtlich wirre Streitgeschichten gegenüber zielführender inhaltlicher Arbeit und sind deshalb eine vernachlässigenswerte politische Größe. Wenn Lauer und auch andere Piraten wirklich so hohe moralische Ansprüche vertreten würden, wie sie hier postulieren, dann hätten sie ihre Abgeordnetenmandate längst freiwillig aufgegeben.

Das vermutlich prägnanteste Fazit dieser ganzen Angelegenheit bietet Twitter-User “qugart” mit folgendem Tweet:

“Wieso soll der für etwas zurücktreten, was ihr bei anderen toll findet? #schizophren”

Nun ja: Die Piraten leben bzw. arbeiten halt in ihrer ganz eigenen Welt.

P.S.: Und in der ist, nebenbei bemerkt, André Schulz “Diplom-Betriebswirt (FH)” und nicht, wie man auf der BDK-Seite, dem Wikipedia-Eintrag über seine Person und der Logik der Polizei-FHs entnehmen kann, Diplom-Verwaltungswirt (FH). Aber wen interessieren schon Kleinigkeiten wie die Ausbildung eines Gewerkschaftsvorsitzenden oder für den Kontext nicht unbedeutende persönliche Angriffe gegen ihn, wenn man so schön dem oberflächlichen Nerdismus frönen kann, anstatt inhaltlich etwas Positives zur Gestaltung der Digitalisierung unserer Gesellschaft beizutragen?

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Warum es längst Alternativen zur Vorratsdatenspeicherung gibt – und diese in wahrscheinlich jeder Hinsicht nur besser sein können

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat gestern die Vorratsdatenspeicherung in Europa gekippt. Über die Bedeutung dieses Urteils gehen die Meinungen erwartungsgemäß auseinander: die einen sehen darin den endgültigen Tod eines ohnehin schon komatösen Projekts, die anderen sehen eher eine Version 2.0 am Horizont und damit eine baldige Fortsetzung dieses Vorhabens.

So oder so hat sich aus meiner Sicht das Thema Vorratsdatenspeicherung auch ganz ohne EuGH ohnehin erledigt, und zwar aus diesem Grund: wir sind heute schon viel weiter.

Eine flächendeckende Überwachung der Telekommunikations(meta)daten zu Zwecken der Strafverfolgung ist gar nicht mehr nötig. Die Digitalisierung unserer Gesellschaft liefert genug (Meta)Daten, um wahrscheinlich alle notwendigen Strafverfolgungsziele erreichen zu können. Das mag teilweise methodisch komplexer, umfangreicher, schwieriger und auch wandelbarer sein als die VDS, aber es ist definitiv deutlich weniger invasiv und wahrscheinlich in sehr vielen Fällen auch deutlich präziser und vor allem zukunftsfähiger. In den kommenden Wochen werde ich dazu ein umfangreiches Paper vorstellen, wo diese Idee ausführlich diskutiert wird. Denn die Grundidee mag sicher nicht besonders überraschend klingen, doch muß man freilich zahlreiche Feinheiten der Digitalisierung beherzigen, um zu einem überzeugenden Ergebnis zu kommen. Dies soll in dem Paper geschehen – auch und gerade in Hinblick auf Datenschutz und Privatsphäre!

Unabhängig von dieser Idee sehe ich für die VDS in ihrer bisherigen Form keine positive Zukunft. Mal ganz abgesehen von den offenbar eher dürftigen Ermittlungserfolgen unter Zuhilfenahme der VDS und dem Paradigmenwechsel einer prophylaktischen Überwachung, welche die Legitimation einer solchen Maßnahme in der Bevölkerung ohnehin untergraben (haben): Ich bin zwar kein Jurist, doch dürfte der bereits gestern von mir via Twitter präsentierte Satz

“It therefore applies even to persons for whom there is no evidence capable of suggesting that their conduct might have a link, even an indirect or remote one, with serious crime.”

sowie weitere Sätze aus dem Urteil des EuGH eine Ausgestaltung einer VDS 2.0 extrem schwierig machen. Denn ich lese daraus, daß eine Vorratsdatenspeicherung, die auch völlig Unbeteiligte betrifft, durchaus … nun ja: problematisch ist. Sollte das juristische Mehrheitsmeinung sein bzw. werden, dann hat die VDS in ihrer ursprünglichen Grundform keine Chance mehr, auch nicht mit noch so kunstvollen “Feinjustierungen”. Eine Version 2.0 dürfte jedoch dem Quick Freeze-Verfahren ähnlicher sein als es so manchem Politiker recht sein kann.

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BKA-Präsident Ziercke betont Eigengesetzlichkeiten der Digitalisierung

Der Präsident des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA) Jörg Ziercke hat im aktuellen Behördenspiegel (Nr. 506/PDF) auf die Eigengesetzlichkeiten der Digitalisierung in Zusammenhang mit der Kriminalitätsbekämpfung hingewiesen:

“”Die Bekämpfung der schweren und organisierten Kriminalität in Deutschland”, leitete BKA-Präsident Jörg Ziercke das dreistündige Fachgespräch ein, “ist komplexer, internationaler und technologisch anspruchsvoller geworden. Die Methoden der Bekämpfung in der analogen Welt können nicht auf die virtuelle Welt übertragen werden.””

(S. 1)

Besonders der letzte Satz ist bemerkenswert. Für einen Sicherheitsforscher, der seit Jahren auf genau diese Problematik hinweist und zwischendurch immer wieder das Gefühl hatte, es dauert viel zu lang, bis sich diese Erkenntnis mal durchsetzt, kann es freilich keine bessere Aussage geben. Jörg Ziercke beweist damit – zusammen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière – die notwendige Offenheit gegenüber digitalen Entwicklungen und eine pragmatische, aber zielorientierte Haltung in Hinblick auf die Bekämpfung zunehmend digitalisierter Kriminalität.

Wenn der Sicherheitsforscher zudem noch Vorsitzender einer Terrorismusforschungsvereinigung ist, ist die Zufriedenheit bei solchen Aussagen natürlich vollkommen:

“Die Organisierte Kriminalität (OK), Cybercrime und der Terrorismus prägen die Sicherheitslage und stehen für die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft.”

(a.a.O.)

Denn genau diese drei Themenschwerpunkte bearbeiten wir bzw. ich, da wir hier ebenfalls die größten Herausforderungen sehen. Damit geht das BKA nach meiner Auffassung zweifellos in die richtige Richtung, ebenso der Bundesinnenminister. Und das ist auch gut so.

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Schupelius, Wansner, Stöß: Nicht durch Polit-Irre einschüchtern lassen!

Einschüchterungsversuche gegen Andersdenkende sind ein klassisches Merkmal von politisch Fehlgeleiteten – und beileibe kein reines Internet-Phänomen. Nur dürfen diese Versuche so oder so – online wie offline – keinen Erfolg haben, da letztlich ein demokratischer Diskurs nicht mithilfe von Gewalt(drohungen) stattfinden kann. Die Polit-Irren, die in den letzten Tagen Journalist Gunnar Schupelius, CDU-Mann Kurt Wansner und SPD-Landeschef Jan Stöß bedroht haben, haben sich spätestens durch ihre Drohungen selbst ins Abseits gestellt und sind nun kein Fall mehr für eine politische Diskussion, sondern für die Polizei. Man muß im Übrigen mit den drei betroffenen Herren keineswegs einer Meinung sein, um sie zu verteidigen. Denn hier findet eine Grenzüberschreitung statt, die völlig unabhängig von politischen Standpunkten nicht unwidersprochen bleiben darf. Von Gewalt bedrohte Demokraten sollten deshalb die volle Unterstützung anderer Demokratinnen und Demokraten haben – und das sage ich explizit auch als Vorsitzender eines Vereins, der sich der Erforschung von Terrorismus und Extremismus verschrieben hat. Schließlich nennt sich unsere Demokratie wehrhaft, und das sollte sie meines Erachtens auch sein. Ebenso wie die Demokratinnen und Demokraten, die sie mit Leben füllen. Ohne Wenn und Aber.

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Erst Nerdismus, dann Extremismus … und dann die Selbstauflösung? Piraten zerlegen sich Stück für Stück weiter

Noch mehr bekannte Gesichter treten aus, noch mehr strukturelle Probleme tauchen auf: die Piraten haben mit ihrem sinkenden Schiff offenbar doch noch nicht den Tiefpunkt erreicht. Es findet ein rasanter Untergang statt, dem man kaum mehr folgen mag.

Nachdem der Nerdismus (1) der entscheidende Geburtsfehler war, den die Partei nie überwunden hat (meine vorsichtige Hoffnung vom 13. Mai 2013 hat sich leider nicht erfüllt), gibt ihnen der Linksextremismus nun offenbar den Rest:

“Die Aktion stehe symbolisch für einen Machtkampf innerhalb der Piraten, kritisiert Vetter: „Ein lautstarker, der Antifa nahestehender Flügel versucht, die Partei zu okkupieren.“ Die Parteilinke betreibe „brutales Mobbing“, findet der Strafverteidiger: „Die haben einen stalinistischen Ansatz – der Zweck heiligt die Mittel.“”

(Quelle: taz)

Andere Quellen führen zu ähnlichen Einschätzungen. Ob man es nun Stalinismus, Linksextremismus oder schlicht Dummheit (“2014 fast nur gestritten”) nennt: der Untergang der Piratenpartei geht ungebremst weiter. Da sich in der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Reinickendorf bereits die Piratenfraktion aufgelöst hat, frage ich mich: wann zersplittert die erste Landtags-Combo?

Ich bin fest davon überzeugt, daß die Piraten bisher nicht nur keinerlei Fortschritt für die Gestaltung der Digitalisierung unserer Gesellschaft bedeuteten, sondern unterm Strich sogar kontraproduktiv waren und sind. Ihr miserables Auftreten hat genau den Parteien Rückenwind in Sachen Digitalisierung gegeben, die sicherlich den größten Nachholbedarf haben. Mit Offenheit, Demut, Diplomatie und Technikkompetenz hätten die Piraten die großen Fragen der zunehmend stärker digitalisierten Gesellschaft vielversprechend angehen können. Doch geschaffen haben sie diesbezüglich faktisch gar nichts, sie sind eine gescheiterte Partei. Ich sehe keine einzige digitale Herausforderung, die die Piraten entscheidend positiv mitgestaltet haben. Leider, wie ich immer wieder betonen muß. Denn die Digitalisierung breitet sich immer weiter aus und Antworten suchen selbst die regierenden deutschen Politiker händeringend:

“De Maizière hält das soeben übergebene IT-Sicherheitskonzept in der Hand, auf dem Deckel des Büchleins prangt eine Illustration mit Datenströmen und Vorhängeschlössern. Der Innenminister kommt ins Plaudern. Damals, im Jahr 2005, als er Chef des Bundeskanzleramts wurde, erzählt der CDU-Politiker, habe er sich noch mit Sicherheitsstandards für Fahrräder beschäftigt. Heutzutage ginge es um Standards für Datensicherheit, führt de Maizière aus. “In dem Bereich versteht die Politik wenig, da brauchen wir jede Hilfe”, räumt er ein. Und spricht damit selten ehrliche Worte auf der Computermesse.”

(Quelle: SpOn)

Im Zweifel können sich die Piraten letztendlich immer noch selbst auflösen. Das würde das derzeitige Leiden sicher verkürzen. Weiterer nennenswerter Schaden für die digitalisierte Gesellschaft muß derzeit nicht mehr befürchtet werden – die Partei wird ohnehin kaum mehr wahr-, geschweige denn ernstgenommen. Zumindest die Fans von Uli Hoeneß fänden den Schritt der Selbstaufgabe sicher respektabel.

Immerhin etwas.

(1) “Je stärker die Partei (…) zum Lebensmittelpunkt ihrer aktiven Mitglieder wird, desto schwerer fällt es diesen, Entwicklungen in Politik und Gesellschaft angemessen zu antizipieren.” (Klecha, S., Hensel, A.: Zwischen digitalem Aufbruch und analogem Absturz: Die Piratenpartei. Verlag Barbara Budrich, 2013. S. 163) Sprich: je mehr “digitalkulturelle Ausrichtung” (S. 166) die Lebenswelt prägt, desto mehr verliert man die nichtdigitale Lebenswelt aus den Augen. Die Eigengesetzlichkeiten der Digitalisierung fordern bei so einer Ungleichgewichtung ihren Tribut. Und damit können viele Piratenmitglieder offensichtlich nicht umgehen bzw. dies adäquat kompensieren. Der Nerdismus hat die wohlbekannten Folgen: “Die Piraten agieren sehr voluntaristisch, also aus dem Interesse oder der Betroffenheit von Parteimitgliedern heraus, und achten kaum auf eine strategisch-inhaltliche Verortung ihrer Partei oder gar die gesellschaftliche Relevanz ihrer Themen.” (S. 165)

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9. For..Net-Symposium “Werte im Netz” am 3. und 4. April in Passau

Ein Termin, der sich lohnt:

“Die von Herrn Prof. Dr. Dirk Heckmann geleitete Forschungsstelle für IT-Recht und Netzpolitik (For..Net) veranstaltet am 03. und 04. April 2014 in Passau das nunmehr

9. Internationale For..Net-Symposium: “Werte im Netz”.

Die Tagung steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministers der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas. Außerdem ist die Veranstaltung Teil des Gipfelprozesses „Auf dem Weg zu einer digitalen Charta“ der AG 5 des Nationalen IT-Gipfels der Bundesregierung.

Kern des Symposiums bilden Vorträge und Diskussionsrunden von und mit hochkarätigen internationalen Experten aus Politik, Wissenschaft und Praxis. Erwartet werden über 100 Teilnehmer aus dem juristischen Spektrum.

Besondere Highlights erwarten die Teilnehmer in diesem Jahr im Rahmen der Abendveranstaltung auf der Veste Oberhaus: Für die Dinnerspeech konnte Marina Weisband gewonnen werden. Zudem wird erstmals der For..Net-Award in der Form eines Sonderpreises für besonderes Engagement auf dem Gebiet des Datenschutzes verliehen. Der Abend findet seinen schwungvollen Ausgang mit einem Konzert von Ninja and the Boys, der Kultband unserer Universität sowie mit einem besonderen Gastauftritt von DJ Trackman.

Weitere Veranstaltungshinweise, das Tagungsprogramm sowie ein Anmeldeformular finden Sie auf unserem Flyer und über http://www.for-net.info/symposien/symposium-2014/zur-anmeldung/.

(…)

Die Teilnahme am Symposium kann ggf. als Fortbildungsveranstaltung gem. § 15 FAO anerkannt werden. Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben.”

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Gefahrengebiete: analog wie digital eine schwierige Angelegenheit

Der geschätzte Kollege Nils Zurawski stellt im u.a. Video seine Sicht in puncto Hamburger Gefahrengebiet dar – und bringt dabei auch interessante (eventuell nichtintendierte ;-) Aspekte für die Analyse des Digitalen ins Spiel. Wenn er sagt, daß bspw. Messer, Schusswaffen oder Pfefferspray in bestimmten Gebieten (in Hamburg) verboten waren bzw. sind, ein paar Meter außerhalb des Gebietes aber nicht, so ändert das nichts an der Gefährlichkeit der Gegenstände an sich und letztlich wohl auch kaum etwas am (mißbräuchlichen) Einsatz dieser Gegenstände. Entscheidend ist nicht das Gebiet, sondern was darin passiert. Das Gebiet gäbe es somit nicht ohne die Taten, nicht umgekehrt. Die allgemeine Wahrnehmung kann aber leicht von den Gründen (den Taten innerhalb des Gebietes) ablenken und sich auf das Gebiet selbst konzentrieren. Demzufolge kann der öffentliche Eindruck entstehen: “Da ist alles (immer) schlimm!” – was so pauschal natürlich falsch ist. Das Gefahrengebiet ist damit vielleicht eine viel zu grobe Skizzierung und lenkt aufgrund seiner Darstellung von der Gefahr zu stark auf das Gebiet. (Etwas, was wir auch aus “Killerspiel”- und “Tatort Internet”-Diskussionen in den Medien nur allzu gut kennen.) Das hat dann negative Folgen für den betroffenen Raum und die Menschen, die sich in ihm aufhalten, und zwar ganz ohne irgendeine Tat. (Was ebenfalls fürs Digitale gilt.) Die Berliner Polizei lehnt eine Nennung von “Gefahrengebieten” übrigens ab.

Ganz nebenbei wirft Nils Zurawski auch die berechtigte Frage auf, wie die Polizei eigentlich darauf kommt, daß durch im Gefahrengebiet aufgefundene Waffen Straftaten verhindert worden seien. Von einer mitgeführten Waffe automatisch auf eine nahende Straftat zu schließen, ist in der Tat nichts anderes als Kaffeesatzleserei – ganz besonders dann, wenn der entscheidende Aspekt der Ort des Auffindens ist (hier: innerhalb des Gefahrengebiets). Es dürfte keine einzige Statistik geben, die hier stichhaltige Zusammenhänge liefern kann, weshalb Nils Zurawski letztlich sehr deutlich mit solchen Maßnahmen ins Gericht geht: “Das Gebiet begründet sich mit sich selbst. Besser gehts nicht.”

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