2012-2022: Zehn Jahre Internetsoziologie

Heute vor zehn Jahren startete der erste Arbeitsbereich Internetsoziologie Deutschlands an der Universität der Künste Berlin, maßgeblich unterstützt vom leider viel zu früh verstorbenen Joachim Sauter (Digitale Klasse). 2016 zog der Arbeitsbereich um und wurde durch die Unterstützung von Tobias Engelsleben zum Forschungs- und Arbeitsbereich Internetsoziologie (FABIS) erweitert.

Der Arbeitsbereich war damit noch vor dem Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) und lange vor dem Weizenbaum-Institut am Start. Aber das ist gar nicht das Entscheidende, denn ich begrüße jede vergleichbare Arbeitsbereichs-, Instituts- oder ähnliche Gründung. Diese ist keine Konkurrenz, sondern eine Chance für eine neue Kooperation. Und Kooperationen, sprich: Vereinigungen der wissenschaftlichen Schlagkraft im Bereich der sozio-technischen Forschung, sind hierzulande dringend nötig! Deutschland ist digital in den vergangenen Jahrzehnten – mindestens seit den 1980ern – weitgehend gescheitert und international weit abgeschlagen, was digitale Kultur und Innovationen angeht. Seit inzwischen zehn Jahren arbeiten wir mit unserem kleinen Team daran, das zu ändern. Haben wir Erfolg? Das müssen andere beurteilen. Fakt ist: FABIS ist inzwischen Teil eines Sicherheitsforschungs-Spitzenforschungsclusters, eng verpartnert mit dem Netzwerk Terrorismusforschung e. V., war und ist eingebunden in internationale Projekte (u.a. am MIT und an der Harvard Kennedy School), bekam durch den Verlag De Gruyter die Chance, die erste deutschsprachige Monographie zum Thema herauszugeben (“Internetsoziologie. Theorie und Methodik einer neuen Wissenschaft”) und ist, so mein Eindruck, für die Zukunft strukturell bestens aufgestellt. Die “Idee Internetsoziologie” hat sich, soviel läßt sich sagen, durchgesetzt, gegen rückblickend teilweise wahnwitzige Widerstände – aber sie hat sich durchgesetzt. Zu danken ist deshalb heute all den Menschen, die uns und mich dabei unterstützt haben. Und ich denke heute ganz besonders an den Menschen, der dieses Jubiläum leider nicht mehr miterleben kann: Joachim. Er sorgte dafür, daß es 2012 “ernst” wurde und bestätigte auch mit diesem kleinen Projekt seine Kompetenz als Visionär und internationales Ausnahmetalent der digitalen Gestaltung. (Wenn Sie die Serie “The Billion Dollar Code” noch nicht gesehen haben, dann ist das jetzt eine wunderbare Gelegenheit, dies nachzuholen!)

Zehn Jahre sind vergangen und wir werden FABIS im Laufe dieses Jahres bei passender Gelegenheit immer wieder feiern. (Eine einzige Feier wird nicht ausreichen, soviel steht fest!) Freuen Sie sich deshalb auf zahlreiche neue Ideen, Projekte und Veranstaltungen, über die ich an dieser Stelle in den kommenden Monaten berichten werde. Und ich freue mich über die zunehmende Anwendung der Idee Internetsoziologie, denn nur wenn Menschen in der wissenschaftlichen Community mit “meinen” internetsoziologischen Elementen etwas anfangen können, haben wir wirklichen Erfolg zu verzeichnen:

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Joachim Sauter Z”l (1959-2021)

Joachim Sauter, Professor an der Universität der Künste Berlin, Leiter der Digitalen Klasse und mein UdK-Mentor, ist tot. Er starb am vergangenen Wochenende im Alter von 62 Jahren. Möge sein Andenken ein Segen sein.

Die Nachricht hat mich tief getroffen, ich bin derzeit etwas sprachlos und möchte es vorerst bei diesen Worten hier belassen. Aber es wird mehr zu sagen geben, schon sehr bald. Für einen ordentlichen Nachruf muß man aber in der Lage sein, die Gedanken sinnvoll sortieren zu können. Der Weg dorthin wird noch etwas Zeit brauchen. Die Zusammenarbeit mit Joachim bedeutete mir viel, ich habe ihm viel zu verdanken. Aber, wie gesagt, dazu dann später mehr.

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ProgrammiererIn als GastdozentIn für Halbtagesseminar gesucht

Für einen Halbtageskurs suche ich einen Gastdozenten (m/w/d) auf Honorarbasis für ein EinsteigerInnen-Seminar zum Thema Höhere Programmiersprachen. Gern jemand, die/der sich mit Python, Ruby o.ä. auskennt. Zielgruppe sind interessierte Studierende, die wenig bis gar keine Vorkenntnisse mitbringen und erste Schritte gehen möchten. Die Unterrichtssprache ist Deutsch.

Die Veranstaltung soll “typisch seminaristisch” sein, d.h. eine Mischung aus Erklären und gemeinsam Ausprobieren. Die Gruppengröße dürfte ca. zehn Personen betragen. Zeitraum ist zwischen März und September, hier in Berlin, Zeitpunkt ist idealerweise ein Samstag, ggf. geht es aber auch jenseits des Wochenendes. Die Bezahlung ist überdurchschnittlich (zumindest im Vergleich zum Berliner Hochschuldurchschnitt).

Bei Fragen oder natürlich auch bei Interesse bitte Mail an mich, gern mit den üblichen Unterlagen/Nachweisen, wenn es interessant genug klingt: stephan @ humer.de

Ich reiche dann nach Vorauswahl weiter.

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Definitiv einen Klick wert: unser Internetsoziologie-Wiki

Weil es sehr viele und sehr gute Informationen bereithält. Weil es im Jahr 2017 fast 700.000 Zugriffe verzeichnen konnte. Weil es den strukturellen Kern unserer Arbeit darstellt. Und, und, und … es gibt letztlich viele Gründe für einen Klick auf den Link zu unserem Internetsoziologie-Wiki.

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Neues Buchprojekt: Internetsoziologie – Theorie und Methodik einer neuen Wissenschaft

Es hat lange gedauert, aber nun wurde tatsächlich ein Traum wahr: die eigene Interpretation einer neuen Wissenschaft wird als Buch erscheinen. Zum ersten Mal, auf 500 Seiten, ganzheitlich von Geschichte über Theorie und Methodik bis Praxis. Der Weg zu diesem Buch dauerte satte zehn Jahre, weshalb mein erster Gedanke nach der Unterschrift unter dem erfreulich schnell ausgehandelten Vertrag mit dem renommierten Wissenschaftsverlag De Gruyter ungefähr so aussah:

Streng genommen ist meine “Idee Internetsoziologie” sogar noch älter: sie wird geschlagene 20 Jahre alt, wenn das Buch in 2019 auf den Markt kommen wird. Denn bereits 1999 fing alles mit dieser Website an. Damals bestand die Idee zwar nur aus kaum mehr als dem Domainnamen und der Kernüberlegung dahinter, aber das waren tatsächlich die zarten Anfänge. Nach dem Erscheinen meines ersten Buches „Digitale Identitäten“ gewann die Idee dann an Fahrt, vor allem aufgrund des positiven Zuspruches von Menschen wie Gerburg Treusch-Dieter, Bernd Ternes, Joachim Sauter und Udo di Fabio. Da die dann folgenden zehn Jahre teilweise aber brutal harter wissenschaftlicher Arbeitsalltag waren – ich erinnere mich an eine Aussage eines Kollegen, der in einem Interview sogar einmal meinte, daß die letzten zehn Jahre die schlimmsten Jahre im Wissenschaftsbetrieb seit Existenz des Wissenschaftsbetriebes (!) waren -, bin ich nun natürlich umso glücklicher, daß meine Rechnung aufging. Hätte ja auch alles schiefgehen, versanden, scheitern können … Hätte, hätte – aber das ist es nicht. Ganz im Gegenteil: die völlig neue Disziplin wird von mir exemplarisch ausgestaltet, ich schlage somit eine Interpretationsmöglichkeit vor, die dazu einlädt, eigene Ideen beizusteuern und das ganze Projekt individuell weiterzudenken. Das ist der pure Wahnsinn, die pure Freude!

Niklas Luhmann sagte bekanntlich mal: “Theorie der Gesellschaft, Laufzeit: 30 Jahre, Kosten: keine”. Für mich gilt dann: Theorie und Methodik der Digitalisierung unserer Gesellschaft. Laufzeit bisher: 20 Jahre. Kosten: exorbitant. Bei diesem Zwischenfazit geht einem so viel durch den Kopf … dieses Buch ist letztlich weit mehr als nur eine weitere Monographie. Es ist ein überlebenswichtiger Zwischenschritt, ein wissenschaftliches Statement enormen Ausmaßes, ein Sieg gegen die Rahmenbedingungen des gegenwärtigen deutschen Wissenschaftsbetriebes, ein Zeichen für alle jungen Kolleginnen und Kollegen, die etwas wagen möchten, ein persönlicher Riesenschritt nach vorne … es ist so viel.

Es ist alles.

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Besonders erfreuliche Interviewanfrage: mehralstaxifahren.de

Normalerweise erwähne ich an dieser Stelle Interviews nicht besonders, da sie Teil meines beruflichen Alltags sind, sprich: einfach dazugehören. Ab und zu muß man jedoch auch mal auf die besonderen Ausnahmen hinweisen und in diesem Falle fand ich das dahinter steckende Projekt wirklich cool: Lena, die Betreiberin von mehralstaxifahren.de interessierte sich für meinen beruflichen Werdegang als Soziologe. Über ihr Projekt schreibt sie:

“Hi! ich bin Lena. Ich habe in Mannheim und Bielefeld Soziologie studiert und danach als wissenschaftliche Mitarbeiterin am MZES gearbeitet. Heute reise ich als Digitale Nomadin durch die Welt und verdiene mein Geld ortsunabhängig als Webdesignerin.

Das Projekt MehrAlsTaxifahren.de habe ich im März 2017 gegründet, um zu zeigen, wie vielfältig die Berufsmöglichkeiten von Soziologinnen und Soziologen sein können.

Dass Soziologen lediglich Taxi fahren, Burger verkaufen oder Kinotickets abreißen ist ein längst veraltetes Klischee. Durch ihre analytische und kritische Arbeitsweise sowie ihr Wissen über die Prozesse der modernen Gesellschaft sind sie wichtige Arbeitskräfte in vielen Bereichen des Arbeitsmarktes.”

Schöne Idee! Da habe ich sehr gern meinen Teil dazu beigetragen, welcher so einige Entwicklungen, Meilensteine und “Karriereschritte” nachvollziehbar machen dürfte – hier findet man ihn.

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Einziges Social-Engineering-Seminar im deutschsprachigen Raum verstetigt

Es begann als Experiment – und hat sich bewährt: das Seminar “Social Engineering” findet nun dauerhaft im Studiengang Security Management an der TH Brandenburg statt. Damit ist dieses Seminar nach “Networked Systems” (an der Universität der Künste Berlin) bereits die zweite von mir entwickelte Lehrveranstaltung, die dauerhaft an einer deutschen Hochschule beheimatet wird. (“Networked Systems” ist nach sechs Jahren an der UdK mit mir an die Hochschule Fresenius “umgezogen” und fand in diesem Sommersemester erstmals als “Networked Systems 2.0” statt.) Das freut mich natürlich sehr und zeigt, daß selbst völlig neue Veranstaltungen ohne Bezug zu einer Studiengangsentwicklung (wo häufig neue Veranstaltungen implementiert werden) eine Chance haben – wenn man ein ausreichend interessantes (und gewinnbringendes) Programm liefert.

Oder zumindest etwas Ausgefallenes macht ;-) Denn eine reine Social-Engineering-Veranstaltung gibt es im deutschsprachigen Raum m.E. nicht. Es gibt eine Menge Veranstaltungen, die Social Engineering auch berücksichtigen, aber eben kein reines SE-Seminar. Abgesehen von meiner Veranstaltung … :-) Der Ansatz, den sozialen Aspekt in die Technik(entwicklung) zu bringen, hat somit sowohl an der UdK (mit “Networked Systems”) als auch an der TH Brandenburg sehr gut funktioniert. Das ist Internetsoziologie. Und das freut mich sehr.

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Internetsoziologie-FAQ mit zahlreichen Updates

Trotz der Begeisterung über unser neues Wiki soll natürlich der “Altbestand” auf dieser Website nicht ins Hintertreffen geraten bzw. an Beachtung oder Wert einbüßen müssen. Deshalb habe ich mir das Internetsoziologie-FAQ vorgenommen und etliche kleinere und mittelgroße Updates durchgeführt. Damit sollten die (sich ständig in der Weiterentwicklung befindlichen) Ideen wieder ein bißchen klarer (oder sogar besser) geworden sein. Fragen, Ideen, Anmerkungen und sachliche Kritik sind natürlich wie immer sehr willkommen: faq @ humer.de

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