CfP: Praxis, Theorie und Geschichte des partizipatorischen Gestaltens

Dies trudelte in meinen Posteingang:

— cut —

8. Jahrestagung Deutsche Gesellschaft für Designtheorie und -forschung eV (DGTF)
Tagungsort: Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd
21–22. Oktober 2011

Partizipation avancierte spätestens um 1970 zu einem einflussreichen Konzept bei Design- und Planungsfragen. Das Interesse an einer gleichberechtigten Teilhabe im Design begründete sich auf einem komplexen Gemenge aus System- und Planungstheorien, Zukunftsforschung, disziplin¬übergreifenden Methodendiskursen, Bürgerrechts- und Studentenbewegungen, und einem insgesamt veränderten ökologischen und sozialen Bewusstsein. Dem gegenüber standen eine zunehmend als menschenfeindlich empfundene Dingwelt, technologie-orientierte Produktentwicklung, Automation und Computerisierung. Es erwuchs der Wunsch, bei der Planung und Gestaltung der zukünftigen (Um-)Welt mitzuentscheiden.

In der Folge entwickelte sich eine Reihe produktiver Entwurfs- und Gestaltungspraktiken sowie Theorien, in denen die Beteiligung aller Akteure im Zentrum stand. Die Rolle der Designerin und des Designers wurde dabei auf eine produktive Weise in Frage gestellt. Während Ansätze wie das User-Centered-Design sich noch damit zufrieden gaben, konkrete Bedürfnisse von Nutzern/-innen in das Zentrum von Gestaltungsprozessen zu stellen, die jedoch von Gestaltern/-innen und anderen Experten/-innen durchgeführt wurden, forderte die partizipatorische Gestaltung die Mitwirkung und Mitentscheidung der Nutzer/-innen und anderer ›Stakeholder‹ ein. Die Disziplin hat daraufhin in Theorie und Praxis Methoden entwickelt, die eine solche Partizipation im Designprozess ermöglichen sollen.

Gegenwärtig erhält diese Bestrebung neue Möglichkeiten, etwa durch die globale Vernetzung, durch Crowd-Sourcing, die Open-Source- und Open-Innovation-Bewegung, oder durch individualisierbare Serienfertigung und Rapid Manufacturing. Zugleich sieht sich der Ansatz eines partizipatorischen Designs jedoch mit dem Vorwurf konfrontiert, auf einem idealisierenden, bisweilen unreflektierten Verständnis von Demokratie und sozialer Beteiligung zu gründen. Marginalisiert wird beispielsweise, dass vermeintlich kollektiv getroffene Entscheidungen Resultate ungleicher Machtverhältnisse sein können. Ebenfalls wenig beleuchtet ist etwa die in der gestalterischen Praxis gewichtige Rolle der Auftraggeber, deren Zielsetzungen von den Interessen der Nutzer/-innen zuweilen stark differieren. Auch nimmt die Profession der Gestalter für sich in Anspruch, zukünftige Bedürfnisse zutreffender als andere antizipieren und durch Entwürfe befriedigen zu können. Entsprechend ist der Wunsch nach einer gleichberechtigten Gestaltung nicht nur mit großen Hoffnungen, sondern auch mit einer Reihe von ambivalenten Fragen behaftet: Durch welche Mechanismen werden Nutzer/-innen von Designprodukten zu ›Stakeholdern‹? Wie werden implizite Machtgefälle im partizipatorischen Design adressiert? Wer darf an der Gestaltung von Welt und Umwelt teilnehmen? Oder frei nach Lucius Burckhardt: Wer gestaltet die Gestaltung?

Die 8. DGTF-Jahrestagung möchte Beiträge zur Praxis, Theorie und Geschichte des partizipatorischen Gestaltens zusammenführen, vorstellen und mit Bezug auf die gegenwärtige Designforschung diskutieren. In diesem Kontext sind insbesondere auch Projekte aus einer forschenden Designpraxis willkommen.

Wir suchen qualitativ hochstehende, innovative Beiträge zu den folgenden (und noch weiteren) Aspekten:

* zur aktuellen Theoriebildung im Bereich des partizipatorischen Designs
* zu konkreten Praktiken, Methoden, Strategien, die im partizipatorischen Design zur Anwendung kommen
* zum Stellenwert von Partizipation in der praxisbasierten Designforschung
* zum Verhältnis von partizipatorischem Design und User-Centred-Design
* zur historischen Entwicklung und intellektuellen, sozialen und technischen Einflüssen, die Konzept und Praktiken des partizipatorischen Designs prägten.

Abstracts (4000-6000 Zeichen inkl. Leerzeichen zzgl. Literaturangaben) zum Thema können bis zum 09. Mai 2011 auf unserer Tagungswebsite eingeben werden: www.dgtf.de/conftool.

Eine Publikation der ausgewählten Beiträge in Buchform in der Theorie-Reihe der DGTF ( www.transcript-verlag.de) ist für 2012 geplant.

Themenbezogene Forschungsvorhaben, Promotionsprojekte und erste Forschungsergebnisse können als Poster (Format DIN A0) in Kurzform vorgestellt werden. Für eine Poster-Präsentation reichen Sie bitte ein Abstract (2000-3000 Zeichen inkl. Leerzeichen zzgl. Literaturangaben) bis 23. Mai ein.

Termine:
06. April 2011: Eingabe der Abstracts auf der Tagungswebsite eröffnet (www.dgtf.de/conftool)
***23. Mai 2011: Eingabe der Abstracts geschlossen*** (Deadline verlängert)
04. Juli 2011: Bekanntgabe der angenommenen Abstracts
05. September 2011: Registrierung für die Tagung eröffnet (www.dgtf.de/conftool)
(bis 26. September 2011: Frühbucherrabatt)
21./22. Oktober 2011: Tagung und Mitgliederversammlung

Zögern Sie nicht, sich bei Fragen an uns zu wenden.

Kontakt: Bianca Herlo
Deutsche Gesellschaft für Designtheorie und -forschung (DGTF)

Postanschrift: Universität der Künste Berlin
Designforschung, Fakultät Gestaltung
Einsteinufer 43, D-10587 Berlin

Tel: +49 30 8353 58353
Mobil: +49 170 857 30 78
E-Mail: mail@dgtf.de

— cut —