Der aktuelle Konflikt zwischen Russland und den USA erinnert sehr an die Zeit des Kalten Krieges der 1970er und 1980er Jahre. Die Pläne der USA ein Raketenabwehrschild in Tschechien und Polen einzurichten empfindet der Russische Präsident als Provokation und wettert mit wortstarken Drohgebärden. Schlagwörter wie »Wettrüsten« und »Neuauflage des Kalten Krieges« waren in diesem Jahr in der Tagespresse oft zu vernehmen.
Aber was hat das ganze mit Videospielkultur zu tun? Eine ganze Menge, denn in mitten des Kalten Krieges wurde das Videospiel geboren und das hat bis heute Spuren hinterlassen. Mit klarem Feindbild und unter ständiger atomarer Bedrohung, beeinflussten brutale Videospiele die Teenager der frühen Jahre nur unwesentlich. Allerdings spielten wir damals noch keine blutigen 3D-Shooter oder militärische Echtzeitstrategie am persischen Golf. Nein, es ging um mehr: Das Schicksal von Millionen Leben lag in unserer Hand, ganze Städte wurden in Schutt und Asche gelegt, wenn unsere Mission als Kommandant der interkontinentalen Raketenabwehr versagen sollte. Wir mussten sogar die ganze Welt vor der Invasion von feindlichen Aliens schützen. Das Thema »Gewalt und Videospiele« sorgt immer wieder für viel Zündstoff. Höchste Zeit also den politischen Einfluss auf das Videospiel zu betrachten.

Retro#6

Kalter Krieg – heiße Spiele: Cold War Games
Wenn wir an die 1980er Jahre denken, fallen uns zuerst all die skurrilen Dinge ein, die uns heute ein Schmunzeln abringen: klobige Pixel, elektronische Musik, merkwürdige Frisuren und schrille Serien. Aber die Achtziger bestanden eben nicht nur aus Neon-Lichtern, Arcade-Automaten und Don Johnson: Die Welt war in zwei Lager gespalten. Der Kalte Krieg war ein heißes Thema – heute ist er das allenfalls noch für Historiker und Politologen. Wen wundert es da, dass der Ost-West-Gegensatz sich auch in zahlreichen Videospielen niederschlug? Die meisten Publisher blieben dabei nicht bei der kalten, indirekten Konfrontation, sondern stellten den Spieler vor eine eskalierte Situation. Ebenso wie Filme, Bücher und Dokumentationen zu diesem Thema, versprachen sich auch Videospielhersteller klingende Kassen – bis heute …

Kalter Krieg – heiße Spiele: Sag, auf was Du schiesst und ich sag Dir, wer Du bist
Im November 2002 veröffentlicht die Firma SCi Games das Spiel »Conflict: Desert Storm«, ein Actionspiel basierend auf dem Golfkrieg des Jahres 1991. Das Spiel erscheint wenige Monate vor der Invasion der USA und ihrer Alliierten im Frühjahr 2003, und obwohl es einen über zehn Jahre alten Konflikt beschreibt, trifft es den Nerv der Zeit. Es wird das Videospiel zum Krieg und ist so erfolgreich, dass SCi Games zwölf Monate später die Fortsetzung veröffentlicht. Doch auch dieses Spiel handelt vom Golfkrieg 1991 – scheinbar ist es den Machern zu heikel, ein Spiel zu veröffentlichen, dass einen aktuellen Konflikt zeigt. Nichtsdestrotz wird auch »Conflict: Desert Storm II: Back to Baghdad« ein Erfolg und begründet die nun nur noch »Conflict« genannte Reihe. Es folgen im Oktober 2004 ein Spiel namens »Conflict: Vietnam« und ein vierter Teil im Oktober 2005, namens »Conflict: Global Storm«. Dieser Titel, in den USA »Conflict: Global Terror« genannt, überholt die Realität und steckt den Spieler in die Rolle einer von der US-Regierung finanzierten Söldnertruppe, die ohne offizielles Mandat kämpft. Mit diesem Teil erreicht die »Conflict«-Reihe eine Gesamtauflage von dreieinhalb Millionen verkaufter Einheiten und spielt damit endgültig in der ersten Liga. Um so verwunderlicher ist es, dass die Reihe mit Teil vier endet; das Jahr 2006 vergeht ohne einen neuen Teil und auch 2007 ist kein neues »Conflict«-Spiel angekündigt. Es scheint fast, als sei der Erfolg der »Conflict«-Reihe gestorben, als die Zustimmung der größtenteils amerikanischen Käufer zum War on Terror zu schwinden begann. Damit ist die »Conflict«-Reihe ein interessantes Beispiel dafür, dass die Politik Einfluss auf die Gestaltung von Videospielen hat. Aber wann begann das alles? …

Kalter Krieg – heiße Spiele: Die Missile-Command-Story
Das Thema »Gewalt und Videospiele« sorgte schon immer für viel Zündstoff in den deutschen Medien. Aufgewachsen im kalten Krieg, mit klarem Feindbild und unter ständiger atomarer Bedrohung, beeinflussten brutale Videogames die Teenager der frühen 1980er Jahre aber nur unwesentlich. Allerdings spielten wir damals noch keine blutigen 3D-Shooter oder militärische Echtzeitstrategie am persischen Golf. Nein, bei uns ging es um mehr, viel mehr, das Schicksal von Millionen Menschenleben lag in unserer Hand, ganze Städte wurden in Schutt und Asche gelegt, wenn unsere Mission als Kommandant der interkontinentalen Raketenabwehr versagen sollte …

Remake: Speedball 2 Tournament
Inhatlich hat sich wenig geändert. Immer noch ist »Speedball 2 Tournament« ein futuristisches Fußballspiel. Zwei Mannschaften aus jeweils acht Spielern versuchen in einer Arena einen Stahlball in das gegnerische Tor zu bugsieren. Weitere Regeln gibt es keine. Es ist egal ob man den Gegner mit einem Faustschlag niederstreckt, ihm in den Rücken springt oder ihn einfach umrennt. Auf dem Spielfeld verteilte Extras lähmen den Gegner oder stärken den eigenen Spieler. Herumliegende Münzen können zwischen den Runden genutzt werden um die Charakterwerte der eigenen Mannschaft zu verbessern. Bis hierhin zeigt sich »Speedball 2 Tournament« als braves Remake des Originals, wenn auch ein ausnehmend hübsches.
Grafisch werden heute natürlich nicht mehr dutzende Sprites über den Bildschirm geschoben, »Speedball 2 Tournament« hat, obwohl es sich der klassischen Vogelperspektive bedient, eine 3D Engine. Jeder Spieler besteht aus einer Unmenge an Polygonen und wenn nach einem Tor die Kamera frei über das Spielfeld fliegt, und den jubelnden Torschützen einfängt, sieht das sogar richtig schick aus …

Zwei Dekaden Maniac Mansion!
Alleine die bloße Erwähnung dieses Spiels bringt die Augen eines jeden Adventure-Fans zum leuchten. Warum dieses Spiel nach so langer Zeit noch immer nicht in Vergessenheit geraten ist und worum es überhaupt geht, bedarf es deshalb hier wohl keiner großen Erklärung. Dennoch sollen diese Zeilen ein wenig an die Veröffentlichung von »Maniac Mansion« im Jahr 1987 erinnern und das 20-jährige Jubiläum des beliebten Adventures von Lucasfilm Games feiern. Was machte dieses Spiel so prägend für ganze Generationen von Video- und Computerspielern? Vielleicht ist es ganz einfach der Ort der Handlung. Wir machen keine Reisen rund um den Globus in exotische Länder oder heben ab zu fernen Planeten, sondern agieren hingegen ganz unspektakulär in einer Vollmondnacht an einem Ort, der in erster Linie überschaubar ist. Vielleicht ist es die überwiegend nicht streng einzuhaltende Vorgehensweise, die uns im Gegensatz zu vielen anderen Spielen einen außerordentlichen Freiraum für eigene Ideen und Entscheidungen lässt und uns somit noch intensiver in das Geschehen mit einbezieht. Letztendlich kann das zusammen mit etwas Glück erfolgreich zu dem einen Ziel führen oder auch bei nur einer Fehlentscheidung das Spiel unlösbar machen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sind es die unterschiedlichen Lösungswege bei »Maniac Mansion«, die durch die Auswahl der einzelnen Charaktere zu Beginn bestimmt werden. Eine Lösung des Spiels ist mit jeder Personenauswahl möglich, vorausgesetzt man setzt die individuellen Fähigkeiten und Begabungen zum richtigen Zeitpunkt ein. Jeder, der sich früher oder später eingehend mit »Maniac Mansion« beschäftigt hat, kann mit Sicherheit darüber seine ganz eigene(n) Geschichte(n) erzählen, denn eines steht fest: Es gibt nicht nur einen Weg …

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Von RETRO

2 Gedanken zu „Retro#6“
  1. Ich habe das Heft heute morgen im Bahnhof entdeckt und muss sagen – Respekt! Vom Coverthema (allein schon dessen Wahl) an ungewöhnlich und innen drin angenehm zu lesen und jenseits des Üblichen.

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