Roger Willemsen († 7.2.2016): Inspirierend. Immer.

Roger Willemsen, 2011. CC BY-SA 3.0/Sharon Nathan

Heute vor fünf Jahren starb Roger Willemsen. Für mich war sein früher Tod schlimm, denn ich kannte und schätzte, ja: bewunderte seine Arbeit schon sehr lange. Das Interesse an seinem Wirken begann in meiner Teenagerzeit, in den frühen 90ern, vorrangig aufgrund seiner Moderation in der damaligen Talkshow 0137, welche (unverschlüsselt) im Bezahlfernsehen von PREMIERE lief. Seitdem wuchs mir seine Arbeit immer mehr ans Herz und es war erschreckend, von seinem viel zu frühen Tod zu erfahren. Ein kleiner Trost, immerhin: nach seinem Tod gründeten einige seiner Freunde die Roger-Willemsen-Stiftung, die ich als Mitglied des “Freunde der Villa Willemsen e.V.” seit ein paar Jahren gern unterstütze.

Und natürlich war meine Freude groß, im heutigen Newsletter der Stiftung einen Auszug aus Roger Willemsens Buch “Momentum” zu entdecken:

“Wenn der Puls nicht regelmäßig schlüge, Hätten wir eine andere Musik. Wenn ich den Schlaf lieben könnte, hätte ich die Hoffnung einmal satt zu werden. Wenn sich das Träumen genießen ließe, gäbe es süchtige Träumer. Vielleicht ist der Erfolg eine Krise, in der die unbeschädigte Person ihren Prüfungen übergeben wird. Mit solchen Gedanken kommt man über den Winter.”

Die in “Momentum” verwendete Form begeisterte mich, da sie meiner Idee der Arbeit mit Sinneinheiten zu ähneln schien, freilich in “nichtwissenschaftlichem” Kontext, aber im Kern identisch. (Wobei … ist das mit der Nichtwissenschaftlichkeit überhaupt so deutlich formulierbar?) Zu Ehren von Roger Willemsen wollte ich diese Idee in meinem 2020 erschienenen Buch “Internetsoziologie” kurz kontextualisieren, dazu vielleicht ein, zwei oder drei Beispiele bringen. So war der Plan. Daraus wurde letztlich ein ganzes Unterkapitel, mehr als sieben Seiten. Oder anders gesagt: Es endete in der üblichen Begeisterung über Roger Willemsens Arbeit, wie so oft.

Ich wiederhole mich, natürlich, wie so viele: er fehlt. Aber: er inspiriert auch. Nicht “immer noch”. Kein “immer noch” aus dem nachvollziehbaren Gedanken des Trosts oder gar des Trotzes heraus. Nichts dergleichen. Sondern: immer. Ein “immer” aus purer Begeisterung, Faszination, ja: aus andauernder Freude über Werk und Wirken. Das tut sehr gut. Auch – vielleicht sogar gerade – heute.