So sind sie, die Blogger…

Polemisch bis rechthaberisch. Ein bisschen in Nebensächlichkeiten abgleitend. Persönliche Attacken werden immer gern genommen.

Schöner kann man es wohl kaum ausdrücken. So sehen es zumindest die drei SPIEGEL-ONLINE-Autoren, aus deren Artikel hier zitiert wird. Und sie haben, so finde ich, auch völlig Recht. Die obige Aussage teile ich ebenso mit ihnen wie diese hier:

In Deutschland sind die vielen Hände der Amateure ziemlich leer. Blogs bleiben ein Nischenprodukt. Mal lustig, mal interessant. Sehr oft mit nichts als sich selbst beschäftigt. Aber insgesamt ohne große Bedeutung. Man spricht nicht darüber.

Bereits in “Digitale Identitäten” äußerte ich mich ein wenig zum (sozialen) Zustand der Blogosphäre in Deutschland, und der Artikel auf SPON nährt das subjektive Empfinden, daß sich seitdem nicht viel Positives getan hat.

Als sich der US-Journalist Sean Sinico während des Bundestagswahlkampfes 2005 in der deutschen Blogosphäre umtat, war sein Urteil vernichtend. Was er sah, waren für ihn “baby steps”. An dem Befund hat sich nicht viel geändert – glaubt man in der Szene selbst.

Leider sind Blogger nicht immer so einsichtig wie hier angenommen wird. In vielen Fällen greifen Polit-Irrsinn, Verfolgungswahn und Verschwörungstheorien erschreckend leicht ineinander, vermisst man Seriosität, Objektivität und Professionalität. Oder anders ausgedrückt:

In Deutschland (…) dümpeln die Blogs auf Splitterparteien-Niveau.

Diese Metapher ist gut gewählt. Nicht selten sind schräge Blogger und Polit-Extreme identisch. Sie verbinden politischen Unsinn, der leider häufig weit über die Schmerzgrenze hinausgeht mit den Möglichkeiten der digitalen Kommunikation und “beglücken” damit die Welt. Dabei ist es nebensächlich, ob sie links- oder rechtsextrem sind. Glücklicherweise bleibt der erhoffe Erfolg meist aus. Und das ist auch gut so, denn:

David hat keinen Stein in der Schleuder. Also schmeißt er mit Dreck.

Ich bin ein Befürworter der digitalen Revolution. Doch was wäre es für ein Armutszeugnis für unsere digitale Gesellschaft, wenn wir es zulassen würden, daß die, die sich von den anerkannten Regeln und Grundwerten einer demokratischen Gesellschaft entfernt haben, aufgrund digitaler Möglichkeiten an Bedeutung hinzugewinnen können? Die Digitalisierung macht Unsinn nicht sinnvoller, auch wenn er nun noch häufiger wiederholt und noch weiter verbreitet werden kann. Bleiben wir bei den Werten, die die Menschen im digitalen Zeitalter voranbringen können. Auch wenn es anstrengend ist: es sollte stets versucht werden, die Spreu vom Weizen zu trennen – unabhängig davon, ob die gebotenen Inhalte “nur” dumm oder sogar extremistisch sind. Verzichtbar sind sie letztlich allemal.