Ein spannendes Vorhaben, gar kein Zweifel. Aber um Gesichter geht es hier – anders als bei unserem Projekt MisPel – nicht, sondern lediglich um Objekte: Zigtausende sollen zukünftig selbständig durch Software in Videomassendaten (sprich: bei YouTube) erkannt werden können. Wohin die Entwicklung in Sachen Videodatenanalyse geht, wird durch solche Vorhaben wieder einmal eindrucksvoll bestätigt. Google wäre gut beraten, dieses Feature nicht ohne vorherigen transdisziplinären Diskurs einzuführen. So wie wir es bei MisPel machen.
“Zwischen historischer Neuheit und anthropologischer Kreaturalität: Technogene Nähe
Ein Abriss, was Neuheit bedeutete, wie eurozentrisch dieser Gedanke ist, inwieweit er sich selbst aufgelöst hat, geht über zur Frage, was Kreaturalität des Menschlichen sein könnte — und ob diese sich in und mittels neuster Technologien in einer Weise verändert, dass man von einem Sprung innerhalb der Konstitution des Menschen sprechen darf, der vorerst mit “technogener Nähe” bezeichnet werden soll.
„Technogene Nähe” besteht als mehrjähriges Forschungsprojekt in der Ausarbeitung soziologischer Paraphrasen über das mögliche Zuendegehen eines anthropologischen missing links.
Die Kernthese als Frage lautet: Kann das im Zuge der Evolution des Vermögens zur Distanzierung nicht mitevoluierte Vermögen von Menschen, eine Nähe, eine Verbindung, eine Motivation zu großformatigen, abstrakten Gebilden herzustellen, nun mit der rigider werdenden Technologisierung der Existenz überhaupt zum ersten Mal angesprochen werden, so dass erst jetzt, mit Beginn und im Laufe des 21. Jahrhunderts, ein Sprung im prometheischen Gefälle passieren könnte und es möglich wird, dass Menschen mittels, in und durch Technologie zu ‚kommunizieren’ vermögen mit gesellschaftlichen Abstrakta, und zwar emotional, motivational, vielleicht sogar mantisch?
Daneben gibt es einen Forschungsstrang, der sich der Technik zwischen Vertrag und Norm widmet. Kernfrage ist hier eine neue Positionsbestimmung der Technik im Spannungsfeld vertrags– und sozialnormierender Motive des Gelingens sozialer Beziehungen.”
Überraschend ist es nicht: über ähnliche Szenarien philosophieren einige KollegInnen und ich schon seit geraumer Zeit auf Konferenzen und Tagungen. Nun gibt es einen ersten Versuch, mithilfe biometrischer Merkmale Shopping zu … sagen wir: verändern. Das Ganze nennt sich Facedeals und funktioniert so:
“Wer eine Kneipe oder einen Laden betritt wird dabei gefilmt, per Gesichtserkennungssoftware erkannt und mit persönlichen Angeboten aufs Handy beliefert – alles mittels Facebook. Nur freischalten muss der Nutzer sich für die Anwendung.”
Dabei wäre eine Diskussion notwendiger denn je. Denn die Erkennung mithilfe biometrischer Merkmale steht noch ganz am Anfang und das Gesicht ist hierbei nur eines von zahlreichen Merkmalen. Dazu kommt, daß diese selbstverständlich entsprechend miteinander verknüpft werden können, die Software lern- und die Hardware ausbaufähig sein werden usw. Bargeldloses Zahlen – nicht mehr mit dem “guten Namen”, sondern mit dem “hübschen Gesicht” – wird ein Thema sein, die Identifikation in Menschenmassen, die Beobachtung durch Drohnen (und ihre Abwehr, welche in Polizeikreisen durchaus diskutiert wird) etc. pp. Doch bisher ist es höchstens ein rechtliches Thema: was ist derzeit erlaubt und was nicht? Daß jedoch die Gesetze in nicht wenigen Fällen – siehe Urheberrecht – dringend einer Überarbeitung bedürfen, das sollte inzwischen auch dem größten Ignoranten aufgefallen sein. Mit nichtdigitalen Lösungsschemata kann man digitalen Herausforderungen oft genug nicht erfolgreich begegnen.
(Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang auch folgendes PDF: Privacy and Drones: Unmanned Aerial Vehicles von privacybydesign.ca)
Das klingt ein wenig kryptisch in Ihren Ohren? Manche Dinge verdienen eben eine genauere Betrachtung:
“Der Berliner Künstler Martin Backes hat eine Maske für den modebewussten Paranoiker entworfen, die gleichzeitig ein Statement in der Debatte um Datenschutz und Anonymität ist.”
… und keine ganzheitliche Entwicklung, so wie es aussieht:
“”Dieses System haben Polizisten, Ermittler und Programmierer gemeinsam entwickelt”, es sei deshalb perfekt auf die Erfordernisse der Beamten abgestimmt.”
Heute gibts die Aufzeichnung der Stuttgarter MEDIA LOUNGE um 18.30 Uhr auf EinsExtra mit Angelika Beer, Markus Beckedahl, Hans-Jürgen Bucher und mir. Mehr Infos dazu gibts auf den Seiten der HdM.
Gesichtserkennung wird in den nächsten Jahren ein immer bedeutenderes Thema, soviel steht fest. Deshalb arbeiten wir, Forscherinnen und Forscher mehrerer Verbundprojekte, intensiv an einer wissenschaftlich fundierten sozialen und rechtlichen Entwicklung dieser Technik, damit nicht nur Wirtschaft oder Politik gewinnen, sondern auch das involvierte Individuum nicht zu kurz kommt. Mein Konzept heißt in diesem Zusammenhang Sociality by Design und lehnt sich damit konkret an Privacy by Design an, eine Form der Technikgestaltung, die rechtliche Aspekte von Beginn an berücksichtigt. In den USA findet bereits eine erste entsprechende Biometriedebatte statt, in Deutschland hingegen fehlt dieser noch der Schwung – doch wir sind bereit dafür. An der Wissenschaft wird ein vernunftorientierter Diskurs deshalb nicht scheitern, davon bin ich überzeugt.
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