Topthema Gesichtserkennung: Google ist vorbereitet

Ein Topthema der nächsten Jahre wird, da bin ich mir ziemlich sicher, die (mobile) Gesichtserkennung mit all ihren Facetten und Entwicklungen sein. (Abgesehen davon wird es in Zukunft natürlich nicht mehr ausschließlich um Gesichter gehen, sondern auch um andere Merkmale wie Körperform, Gang, Mimik, Gestik, etc.)

Zuerst aber eine These, warum Google bei G+ soviel Wert auf Realnamen legt:

“To provide identity in a commerce-ready way. And to give them information about what you do on the Internet, without obfuscation of pseudonyms.”

(Wired.com)

Man hat also all die Daten, die bei der “normalen” Google-Nutzung anfallen plus – bei entsprechender Nutzung – ein Profil mit einem Realnamen. Fehlt noch …? Richtig, die Gesichtserkennung:

“The point (…) is to show that a framework of digital surveillance that can go from a person’s image to personal data exists today and will only get better as technologies improve, making privacy more scarce and making surveillance readily available to the masses. “This, I believe and fear, is the future we are walking into,” he says.

(Networkedworld.com, mit eigenen Hervorhebungen)

Und so hat sich Google in das Thema eingeklinkt:

“Google just bought a high-tech face recognition unit called Pitt Patt. Built into Google products, it could change everything about the web.”

(Fastcompany.com)

Und natürlich möchte auch der zweite “klassische” (= im Internet tonangebende) Bereiche Politik (neben der o.a. Wirtschaft) hier nicht außen vor sein:

“Dozens of police departments nationwide are gearing up to use a tech company’s already controversial iris- and facial-scanning device that slides over an iPhone and helps identify a person or track criminal suspects.”

(Reuters.com)

Ich bleibe deshalb dabei: eines der Top-Themen der nächsten Jahre wird die Gesichtserkennung sein, mit all ihren (vernetzten) Möglichkeiten, Vor- und Nachteilen, und zwar auf der staatlichen/politischen wie auch auf der kommerziellen Ebene. Da ist es in beiden Fällen natürlich sehr hilfreich, wenn man zu einem Gesicht auch einen Namen präsentieren kann.

Bleibt noch die Frage, wie es dem dritten Hauptakteur im digitalen Raum, dem User, mit diesen Innovationen ergehen wird. Oder anders gesagt: Wie sich Datenschutz und Userkontrolle hier entwickeln werden, ist die spannende Frage …

“But what if Google’s taking some of the lesson’s it’s learned about user privacy since the Buzz and Wave fiascos–and subsequent success of Plus–and is now ready to take a limited leap into more ubiquitous automatic face recognition with privacy lessons intact?”

(Fastcompany.com)

Wir sind gespannt.

So kann sowas übrigens aussehen: hier das o.a. Beispiel Pitt Patt:

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“Plünderungen in armen Gegenden sind keine politischen Akte”

Vor einigen Jahren traf ich auf einen Kollegen, der mich in eine politische Diskussion über Ladendiebstahl verwickeln wollte. Er war der Ansicht, daß Ladendiebstahl eigentlich ein besonderes Merkmal der neoliberalen Ausbeutung der Menschen sei, eher ein Akt des politischen Widerstands als eine pauschal rechtlich und moralisch verwerfliche Handlung. Es war schnell zu erkennen, daß es ihm weniger um Wissenschaft, sondern mehr um politisch radikale Ideen ging. Ich hatte das Gefühl, daß hier etwas in die völlig falsche Richtung abdriftet.

Gut zu wissen, daß ich richtig lag:

“Es mag dort Leute geben, die protestieren und politische Forderungen haben. Aber Plünderungen in armen Gegenden sind keine politischen Akte. Das kommt nicht von Leuten, die ein politisches Bewusstsein haben. Wenn du arm bist, und politisch denkst, dann schützt du deine Community.

(Der Soziologe Richard Sennett über die Krawalle in Großbritannien)

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Paßt nicht nur sehr gut zur derzeitigen Realnamendebatte …

… sondern ganz allgemein zum Thema Identität im digitalen Raum:

“It is my observation that the symptoms related to cyberstalking and e-harassment may be more intense than in-person harassment, as the impact is more devastating due to the 24/7 nature of online communication, inability to escape to a safe place, and global access of the information

Elizabeth Carll, PhD, who heads the media division of the American Psychological Association (APA), presented the findings about the impact of cyberbullying on mental health in a talk entitled, ‘Electronic Harassment and Cyberstalking: Intervention, Prevention and Public Policy.’

(mit eigenen Hervorhebungen)

Helfen kann hier die Psychologie:

“We can help them use emotion regulation skills to recover, rather than become bullies themselves.”

Aber auch soziologische Ansätze wie z.B. kontextuelle Bewertung des Geäußerten oder digitale Relativierung können hier sehr hilfreich sein. Unterstützend dienlich sein kann aber auch Technik:

“Carll believes that using the modern technology we can fight cyberbullies back. “The same technologies used to harass can also be used to intervene and prevent harassment,” she concluded.”

Letztlich allerdings nur unterstützend, denn hier geht es ganz besonders deutlich um emotional hochgradig sensible Phänomene. Mit rein technischen Lösungsansätzen bisheriger Art wird man das Problem deshalb nicht wirksam bekämpfen können. Technik ist hier erneut zwar Teil einer ganzheitlichen Lösung, aber nicht die Lösung schlechthin.

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Heute ist Name Sovereignty Day – es geht um die Identität im Internet

Adressaten sind nicht nur Politiker, die sich Gedanken über Identität im Internet machen (auch in den USA), sondern ebenfalls Unternehmen, die an “Realnamen-Pflichten” festhalten:

Name Sovereignty Day

http://www.identitywoman.net/nam-sovereignty-day-my-nameis-me

my.nameis.me

“Supporting your freedom to choose the name you use on social networks and other online services.”

http://my.nameis.me

Facebook: MyNameCampaign

“We want online services — including social networks such as Facebook and Google+ — to allow users to identify themselves by whatever name they choose, providing that the name they choose is not, in and of itself, abusive.

We want people to be held accountable for their actions — fraud, spam, impersonation, harassment — rather than being pre-judged based on their chosen identities. Many who abuse the system use “real”-sounding names to do so, and many who have unusual names and pseudonyms are well-behaved. There is no proven correlation between identity and misuse.

We want online service providers to stop demanding government-issued ID from people whose names they don’t like.

We recognise that some people mistrust those who have unusual names, or whose accounts are not verified through government ID, so we want service providers to help those users by giving them tools to understand online reputation and help manage their connections, rather than banning those with unusual or self-chosen names.

Most of all, we want everyone to understand just how important this issue is, and how many people it affects.”

(Quelle: http://my.nameis.me/what-we-want/)

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ÖKO-TEST: Ergänzungen zum Artikel “Abzocke mit Herz”

Wenn man mich um meine fachliche Meinung bittet oder ein Interview haben möchte, bin ich in der Regel gerne bereit, ausführlich zu antworten. Logischerweise ist gerade in Zeitungen und Zeitschriften der Platz jedoch recht begrenzt – umso schöner, daß der Artikel “Abzocke mit Herz” in der aktuellen Ausgabe 8/2011 der Zeitschrift ÖKO-TEST sechs Seiten füllen durfte. Trotz dieser umfänglichen Berichterstattung über das Thema Scammer und Onlinebetrug sind mir noch ein paar Ergänzungen eingefallen, die im Kontext des Artikels für den einen oder anderen Leser interessant sein dürften. Wer es also ganz genau wissen will, findet hier nun die Detailinfos …
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