Verdrängungskampf auf der Datenautobahn

Mit etwas schiefen Metaphern aus dem Straßenverkehr möchte uns Bitkom-Präsident Scheer von einer „intelligenten Steuerung“ des digitalen Datenflusses überzeugen. Was er unter intelligent versteht, wird jedoch schnell klar: eine „Vorfahrtsregelung“ auf dem Datenhighway, die er der Regulierungskraft des Marktes überlassen möchte. Sollte dies über eine anbieterunabhängige und diskriminierungsfreie Unterscheidung nach Datentyp (Video, Musik, Mail, etc.) hinausgehen und so potente Datenlieferanten automatisch bevorzugen, wäre dies freilich alles andere als intelligent. Wer das Netzbusiness kennt, der weiß: es wird kaum bei einer Zehntelsekunde Verzögerung für weniger trendige Angebote wie E-Mail bleiben, wenn erst einmal grenzenlos priorisiert werden darf. Die von Unternehmen herbeigesehnte Priorität von Daten kann zudem keinesfalls mit Sonderrechten im Straßenverkehr gleichgesetzt werden. Ein Spielfilm ist kein Notarzt und die Telekom nicht das Rote Kreuz. Wenn man deshalb für eine – im Übrigen dringend notwendige – Versachlichung der Debatte plädiert, sollte man besser nicht den Eindruck erwecken, alles laufe auf ein Recht des Stärkeren hinaus. Die besten Inhalte brachte das freie Internet hervor. Diese epochale Entwicklung darf nicht durch falsche Entscheidungen ausgebremst werden.

(Kommentar erschienen in Ausgabe 50/2010 des Wochenmagazins FORUM)